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5. Forch OK Knockout Event

Bei einigen wenigen Grad Celsius über dem Gefrierpunkt versammelten sich rund 100 Knockout-Enthusiast:innen kurz nach 9 Uhr oberhalb des Bahnhofes Herrliberg-Feldmeilen. Dass die Anreise nur mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich war, hat beim Forch OK Knockout Event Tradition. Trotz der Option, auf die S-Bahn zu verzichten und mit dem Schiff anzureisen, wurden keine solchen touristischen Anreisen verzeichnet. Gut möglich, dass dies dem Umstand geschuldet war, dass am Vorabend, ja in der Nacht vor dem Wettkampf die Nacht-OL-Schweizer-Meisterschaften (NOM) im Zürichberg stattfanden. Manch eine, manch einer, insbesondere diejenigen, die eine Medaille in Empfang nehmen durften, dürften nicht vor dem Datumssprung ins Bett gekommen zu sein.


Nun, auch dieser Umstand schien die Schweizer OL-Elite nicht von einer Teilnahme abgehalten zu haben (vielleicht waren es die weniger zu erwartenden Dornen) und so machte sich über ein Dutzend von ihnen auf an die Goldküste. Das Setting hätte besser nicht sein können: eine zusammenhängende Karte, goldene Herbstblätter am Boden, ein grosszügig ausgestattetes Schulhaus, welches mit seinen vielen Eingängen eine hervorragende Arena bot. Diese kam allerdings erst in den letzten beiden Runden zum Einsatz, lass uns das Ganze von vorne aufrollen.

 

Ob Tino Polsini (l.) hier Gratulationen zu seiner vor rund 12 Stunden gewonnenen Silbermedaille entgegennimmt?
Ob Tino Polsini (l.) hier Gratulationen zu seiner vor rund 12 Stunden gewonnenen Silbermedaille entgegennimmt?

Qualification

 

Der Weg zum Start der Qualification führte die Teilnehmenden durch das steil abfallende Tobel zu Herrliberg, welches gleichzeitig die Nordgrenze der Gemeinde Meilen bildet. Der erste Teil der Bahn führte durch eine Wohnsiedlung auf einer Terrasse, rund 80 Meter hoch über dem Zürichsee. Anschliessend führte eine Routenwahl, ausgetüftelt von den Bahnlegern Gratian Böhi und Lukas Gasser, runter in den Högfors Park, eine erste Herausforderung für die Kniegelenke. Nicht nur, denn die Routenwahl war auch technisch anspruchsvoll. Künstliche Sperrgebiete führten dazu, dass die guten Routen nicht so rasch zu erkennen waren, aber nicht nur: Der OK-Chef Leander Wylenmann hat gemeinsam mit seinem Bruder Aurel in Handarbeit eine Treppe gefertigt, um einen eigentlich unüberwindbaren Zaun für die Läuferinnen und Läufer zu überqueren und neue Routen zu ermöglichen. Man mag bezweifeln, dass viele Teilnehmende im Vorfeld der Veranstaltung Kartenstudium betrieben (eine alte gab es ja gar nicht), nichtsdestotrotz führte diese Konstruktion zu einigen Schmunzlern, aber auch koordinativen Meisterleisuntungen.


Die Treppe in Action. Im Bild: Joschi Schmid.
Die Treppe in Action. Im Bild: Joschi Schmid.

Der letzte Teil der Bahn führte durch das südwestlich des Bahnhofs gelegene Zentrum von Feldmeilen, welches mit einigen Mauern, aber auch wieder mit einigen Sperrgebieten und Unterführungen zu einer Herausforderung wurde.


Wie zu erwarten war, belegten die angereisten Eliteläufer auf die vorderen Plätze. Bei den Herren siegten in den drei Heats mit Fabian Aebersold, Joey Hadorn und Florian Freuler drei Kaderathleten. Insbesondere Heat B war sehr stark besetzt, hier ging mit Ricardo Schaniel erst der sechste Platz an einen Nicht-(Schweizer)-Kaderathleten. Der US-Amerikanische Internationale verlor auf Joey allerdings bereits über zwei Minuten. Aufhorchen liess im Heat A der junge Berner Timon Zaugg auf dem dritten Rang mit nur einer Minute Rückstand auf Fabian Aebersold, er liess beispielsweise Joschi Schmid hinter sich. Erwähnenswert ist auch das Abschneiden des späteren A-Final-Läufers Manuele Ren, der im Heat C auf den zehnten Rang lief. Ob sich der Tessiner und Neo-Zürcher für die späteren Herausforderungen schonte oder sich noch von den Strapazen der NOM erholte, ist der Redaktion nicht bekannt. Leider müssen wir auch über diejenigen sprechen, die die Qualifikation für das A-Feld nicht schafften: Hier erwischte es beispielsweise den Junioren-Weltmeister von 2016, Thomas Curiger, er war 13 Sekunden zu spät im Ziel. Seinen Clubkollegen Lukas Meier gleich hinter ihm ebenfalls. Und aller guten Dinge sind drei, der dritte Kapreöli, der sich nicht qualifizierte, war der am Weltcup in Uster für Rumänien startende Stefan Copetchi.


Hier hatte er noch gut lachen: Stefan Copetchi.
Hier hatte er noch gut lachen: Stefan Copetchi.

Im Feld der Frauen war keine Hektik angebracht. Aufgrund der niedrigeren Anzahl Teilnehmerinnen gab es nicht wie bei den Herren nach zwölf einen harten Cut, es war bloss für die spätere Heat Choice von Vorteil, weiter vorne klassiert zu sein. Die Siegerinnen der Heats hiessen: Rahel Good, Katja Brütsch und Lynn Gmür. Die zeitlichen Abstände zwischen den Läuferinnen waren relativ gross, was für herausfordernde Bahnen spricht.


Eliane Auer.
Eliane Auer.

Bei den Masters, die im Übrigen wie auch die Frauen eine im Vergleich zu den Herren leicht verkürzte Bahn liefen, war die Qualification ebenfalls bis auf die Heat Choice von geringer Bedeutung. Mit den Siegen in ihren Läufen meldeten allerding Alexander Reist, Lino Meier und auch Timon Aegler ihre Ambitionen für den weiteren Verlauf des Tages an.


 

Heat Choice


Am Forch OK Knockout Event halten wir uns im Grundsatz an das gültige Reglement des IOF. Ebendieses Reglement lässt uns Organisatoren den Spielraum, zu entscheiden, ob die Quarterfinals direkt zugeteilt werden oder aber durch die Läuferinnen und Läufer selbst bestimmt werden. Die Grundlage für die Reihenfolge der Wahl bietet hier die Qualification. Wer also ein besseres Resultat erlaufen hat, hat mehr Auswahl und kann anderen Schnellen aus dem Weg gehen.

Bei den Herren überraschten bei der Heat Choice nur wenige Entscheidungen. Allerdings wurde der gute Qualifikationsrang von Timon Zaugg ihm hier wohl zum Verhängnis: Weil er früh mit der Wahl an der Reihe war, wählten einige der schlechter platzierten Kaderläufer den von ihm gewählten Heat A5, während der Heat A6 eher unterbesetzt wurde. Gut möglich, dass einige bei der Wahl beachteten, dass danach jeweils die besten drei der beiden nacheinander stattfindenden Heats zusammen den Halbfinal bestreiten. Im B-Feld hingegen fiel auf, dass die drei oben erwähnten Glattaler aus dem A-Feld Ausgeschiedenen sich offensichtlich selbst bezwingen wollten und den Heat B2 gleich vollständig in Beschlag nahmen.


Konzentration ist angebracht: Heat Choice bei den Herren.
Konzentration ist angebracht: Heat Choice bei den Herren.

Im Feld der Frauen und der Masters war das System ein leicht anderes, hier standen nur vier Heats zur Auswahl. Bei den Damen führte die Heat Choice zu vier sehr ausgeglichenen Fünfer bzw. Sechsergruppen. Bei den Masters gab es derweil interessante Vorgänge. Der Vorteil einer späteren Startzeit schien derart viele zu überzeugen, dass sechs sich für den Heat A4 einteilen liessen, der Heat A1 blieb mit nur zwei Läufern unterbesetzt. Jede und jeder, der sich hier hätte einteilen lassen, hätte mit absoluter Sicherheit in einem A-Semifinal gestanden. Nun ja, es ist eben eine Heat Choice, also eine Wahl und wie wir es von Abstimmungen kennen, entscheiden sich bei einer Wahl nicht immer alle für die intelligenteste Lösung.


 

Quarterfinal


Die erste Eliminationsrunde war definitiv diejenige mit der besten Aussicht. Der Start direkt in den Weinreben hatte war nicht nur schön gelegen, nein, er hatte es auch orientierungstechnisch in sich. Die von Pascal Schärer ausgeklügelte Kombination aus Runner’s Choice und Gabelungen forderte die Läuferinnen und Läufer von jung bis alt. Der Anfangsteil befand sich in der Nähe des Startes der Qualification, war aber deutlich unübersichtlicher und die Eigentümerschaft des betretenen Bodens liess sich für die Teilnehmenden nur schwer abschätzen; kurzum: ob gelb oder oliv, Hauptsache Vollgas.


Es gibt Einsatzorte mit weniger Aussicht: Helfer:innen am Vorstart.
Es gibt Einsatzorte mit weniger Aussicht: Helfer:innen am Vorstart.

Im Feld der Herren gab es nur wenige Überraschungen. Mit Nicolas Dinner düpierte der junge Zürikaderläufer beinahe den grossgewachsenen Berner (oder Thuner? Der Redaktion ist nicht schlüssig zu was Niederhüningen gehört). Nur gerade vier Sekunden rettete er ins Ziel. Timon Zaugg wurde tatsächlich von den drei Kaderläufern verdrängt, aber denkbar knapp im Schlussprint gegen Manuele Ren. Die vier Schnellsten in diesem Heat (A5) waren innert bloss sechs Sekunden klassiert. Souverän weiter waren wie erwartet die letztjährigen Podestläufer Tino Polsini, Fabian Aebersold und Reto Egger.


Der Quarterfinal vergeht wie im Flug.
Der Quarterfinal vergeht wie im Flug.

Rahel Good, Lotta Lüthi, Katja Brütsch und Patrizia Sieber gewannen die Heats in den Viertelfinals. Letztere allerdings in einem hochspannenden, knappen Triell gegen Anouk van der Burgt und Nina Gujan.


Diskussionsbedarf im Ziel des Quarterfinals.
Diskussionsbedarf im Ziel des Quarterfinals.

Bei den Masters gab es keine knappen Rennen, hier wurden alle Läufe ziemlich deutlich entschieden.


 

Semifinal


In der zweitletzten Runde des Tages war für Hochspannung vorgesorgt. Einerseits durch die von Elia Gartmann kreierte, komplexe Bahnanlage mit vier Teilen, drei Schlaufen und einem Kartendreh, aber auch die komplexe Bebauung in der Ländischstrasse verlangten von den Läuferinnen und Läufern alles ab. Der Semifinal wird von vielen als die entscheidende Runde angesehen, hier können schon kleine Entscheidungen von grosser Bedeutung sein, denn nur die Top 2 ziehen in den A-Final ein.


Von den jungen Fans getragen: Timon Zaugg.
Von den jungen Fans getragen: Timon Zaugg.

Diese forderten auch ihre Opfer: Unter ihnen Reto Egger, in Glarus noch auf den dritten Rang gelaufen, wurde in einem harten Heat dritter, knapp hinter Timo Suter, dem Gewinner des Zürich City Cup in diesem Frühling. Ebendiesen Heat gewann der Vorjahressieger Tino Polsini souverän, in seinem Zieleinlauf war keine Spur von Angespanntheit. Niemand konnte sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, dass es nicht der dritte Sieg in Folge würde. Ebenfalls unglückliche Dritte wurden die 21-Jährigen Elia Ren und Joschi Schmid, letzterer in einem epischen Fight gegen Fabian Aebersold und Manuele Ren.


In Schweden Clubkollegen: Tino Polsini (l.) und Georg Gröll.
In Schweden Clubkollegen: Tino Polsini (l.) und Georg Gröll.

Aufgrund der unterschiedlichen Konstellation waren bei den Damen die ersten drei für den A-Final qualifiziert, allerdings nur diejenigen aus den zwei A-Halbfinals. Hier setzten sich im einen Lauf Lotta Lüthi, Justine Hamel und Rahel Good souverän von den anderen drei Läuferinnen ab. Im zweiten Lauf fehlten der Viertplatzierten Patrizia Sieber bloss sechs Sekunden auf den dritten Rang.


Renato Winteler nutzt das Give-Away des Vorjahres optimal.
Renato Winteler nutzt das Give-Away des Vorjahres optimal.

Das gleiche System wie bei den Frauen kam auch bei den Masters zur Anwendung. Auch hier gab es grössere Lücken, insbesondere im ersten Heat mit fast drei Minuten Vorsprung der ersten drei auf die Viertplatzierte Karin Stucki. Dies ganz im Gegensatz zum zweiten Heat: In einem Herzschlagfinale bezwang Lorin Lang Alexander Reist um Haaresbreite und sicherte sich den letzten Platz im A-Finale.


 

Final


Wie auch schon im Halbfinale befand sich der Start direkt bei der Arena und auch ein Überlauf sowie das Ziel brachte die Zuschauenden nahe ans Renngeschehen. Die einzige ungegabelte Bahn des Tages des Head-Bahnlegers Elia Gartmann führte durch malerische Gärten, aber hatte es mit 60 Höhenmetern auch in sich.


Das Finale wird gespannt vor dem Bildschirm verfolgt.
Das Finale wird gespannt vor dem Bildschirm verfolgt.

Alle A-Finals wurden von Kameramann Gratian Böhi live in die Arena gestreamt und brachte so die Action hautnah zu den Interessierten im WKZ. Zuerst fand dasjenige der Masters statt. In diesem setzte sich Lino Meier durch, 25 Sekunden vor Léon Wiedmer. Bei der ersten Zwischenzeit war Léon noch an Lino dran, dieser erhöhte das Tempo und distanzierte Léon, der rund eine Minute vor dem drittplatzierten Lorin Lang ins Ziel kam.


Das Podest der Masters. Tipp an die Abgebildeten: Nächstes Jahr unter Elite anmelden.
Das Podest der Masters. Tipp an die Abgebildeten: Nächstes Jahr unter Elite anmelden.

Im Feld der Frauen versprach das A-Finale Hochspannung. In der Startphase waren alle gemeinsam unterwegs, bis Posten vier waren zwei Dreiergrüppchen gebildet, danach lief Katja Brütsch gemeinsam mit Lotta Lüthi vorne weg und auch durch die Arena. Auf der Schlusschlafe, geprägt von einem steilen Aufstieg, schaffte es die diesjährige Jugend-Europameisterin Lotta, Katja entscheidend zu distanzieren und lief mit nur vier Sekunden Vorsprung als Erste ins Ziel. Dritte wurde Rahel Good mit 44 Sekunden Rückstand.


Hier lag sie noch vor Lotta Lüthi: Katja Brütsch.
Hier lag sie noch vor Lotta Lüthi: Katja Brütsch.

Der A-Final der Herren wurde zu Beginn in verhältnismässig gemächlichem Tempo absolviert, so liefen diese bis zum ersten Funkposten nach vier Minuten bloss 20 Sekunden schneller als die besten Frauen, entsprechend blieben die sechs auch eng zusammen, bloss Florian Attinger war leicht zurückgebunden. Im komplexeren Teil rund um die Posten neun bis elf verlor er sowie auch Manuele Ren den Anschluss an die Spitze. Beim Posten 11 waren die Top 4 noch nahe beieinander, doch der Joey Hadorn fand auf dem Weg zur Arena einen Gang mehr und riss eine Lücke auf.



Der auch als Trailrunner Aktive nutzte den Heimvorteil auf der mit Höhenmetern gespickten Schlusslaufe und lief noch weniger anbrennen als Nicolas Mohn am Herd bei der Gerstensuppe. Fabian Aebersold sicherte sich wie schon im Vorjahr den zweiten Rang, zwei Sekunden vor Timo Suter. Vor- und Vorvorjahressieger Tino Polsini landete auf dem unglücklichen vierten Rang.


Das Podium der Elite Men und Women.
Das Podium der Elite Men und Women.

Dass der 5. Forch OK Knockout Event ein Erfolg werden konnte, verdanken wir den vielen Helferinnen und Helfern im Verein, die viele Stunden Arbeit im Feld, aber auch vor dem Bildschirm investiert haben. Nicht zuletzt aber auch unseren Sponsoren, die uns finanziell oder mit Sachpreisen unterstützt haben. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt.


ree

Danken möchten wir auch den vielen Teilnehmenden aus allen Ecken und Enden der Schweiz. Wir freuen uns, dass ihr unsere Freude für den Knockout teilt und hoffen, euch auch im 2026 wieder am Start sehen zu dürfen.





Bilder: Forch OK Crew

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